Über Hřensko

Gegenwart

Die Grenzgemeinde Herrnskretschen (Hřensko) ist ein Eingangstor zum Nationalpark Böhmische Schweiz (národní park České Švýcarsko). Schon die Anfahrt durch den Sandstein-Canyon mit der Elbe bietet faszinierende Szenerien. Die Felsen ragen wie Hüter des Gebiets Hunderte Meter über dem Wasserspiegel der Elbe.

Dank der Lage von Herrnskretschen am Zusammenfluss des Kamnitzbachs (Kamenice) mit der Elbe ist die Gemeinde mit ihrer Höhe von 115 Metern über dem Meeresspiegel die am niedrigsten liegende Gemeinde Tschechiens. Trotz dieser Lage macht sich in der hiesigen Landschaft ein Phänomen bemerkbar, welches den Eindruck erweckt, als würden wir uns im Gebirge befinden. Die Natur in der Umgebung von Herrnskretschen ist bewundernswert.

Den Besucher beeindruckt sicher der mächtige Elbe-Canyon, in den das nicht weniger schöne felsige Tal des Kamnitzbachs mündet. Ein Großteil der Gemeinde liegt gerade hier, eingeschlossen zwischen den hohen Felswänden. Dank geringeren Temperaturen in den felsigen Tälern gedeihen hier Gebirgspflanzen, was in der geringen Höhenlage von Herrnskretschen eine Rarität darstellt.

Herrnskretschen ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge zum Prebischtor (Pravčická brána), dem größten natürlichen Sandsteintor unseres Kontinents, sowie in die Klammen des Kamnitzbachs, wo Kahnfahrten mit Begleitword des Kahnfahrers stattfinden.

Geschichte

Die Geschichte des Gebiets, in dem die Gemeinde Herrnskretschen (Hřensko) liegt, reicht in das 15. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1408 wird in schriftlichen Belegen der Berken aus Hohenleipa (Vysoká Lípa) ein Abzweig von der Böhmischen Straße zu einer Kneipe am Ufer der Elbe erwähnt. Die Kneipe diente hier Holzflößern und Floßbindern (nach mehreren Umbauten später das Herrnhaus/Panský dům).
Eine weitere schriftliche Erwähnung von Herrnskretschen im Zusammenhang mit einem Überfall von drei Nürnberger Händlern stammt aus dem Jahr 1475. Der Ort war wohl bekannt, vom Osten führte der bereits erwähnte Abzweig von der Böhmischen Straße zur Elbe. An der Mündung des Kamnitzbachs (Kamenice) gab es einen Holzlagerplatz, es wurde hier auch eine Mühle betrieben. 

Das Holzflößen erforderte auch den Ausbau notwendiger Begleitbauten, die Waldarbeiter und Flößer erbauten hier ihre Hütten. In den Jahren 1530 – 1550 fingen neue Siedler an sich auf dem Gebiet von Herrnskretschen niederzulassen. Nicht nur Holz wurde auf der Elbe geflößt, in den Herrnskretschner Speichern wurde Getreide, Glas, aber auch das nach Böhmen eingefahrene Salz gelagert. Zu dieser Zeit war die adlige Familie Salhausen im Besitz des Ortes. Aufgrund ihrer Schulden wurde Herrnskretschen im Jahr 1612 von deren Gläubiger Johann von Wartenberg erworben, es folgten die Familien Wchinitz und Aldringen, seit dem Jahr 1664 Clary-Aldringen.
Nach dem Tode von Johann Aldringen im Dreißigjährigen Krieg wurde der Besitz unter Erben aufgeteilt. So kam es dazu, dass die Bewohner von Herrnskretschen und Stimmersdorf (Mezná) vier Obrigkeiten unterlagen. Erst unter Franz Karl wurden im Jahr 1709 alle Teile in eine einzige – die Binnsdorfer Herrschaft – zusammengeschlossen.
Im 17. Jahrhundert stieg die Bedeutung von Herrnskretschen als einem Handelszentrum an. Die Holzverarbeitung verblieb weiterhin die Haupterwerbsquelle. Im 18. Jahrhundert befanden sich hier vier Sägemühlen, eine davon wurde im Jahr 1892 während einer Cholera-Epidemie zu einem Spital umgewandelt. Betrieben wurden mehrere Flossbindereien, das Holz wurde auch zu entfernteren Orten befördert. Eine Spezialität waren mächtige, mehrere Hundert Jahre alte Stämme, die an Werften zum Bau von Masten großer Segelschiffe geliefert wurden. Das Holz wurde aber auch zu Dachschindeln, Geschirr, Werkzeugen, Stangen zum Stützen von Hopfen und weiteren Artikeln verarbeitet. In Meilern inmitten der Wälder wurden Holzkohle und Schmiere hergestellt. Auch mit Pilzen wurde gehandelt.
Zusammen mit dem Getreidehandel kam es auch zur Entwicklung von Mühlen. In Herrnskretschen gab es drei Mühlen, die jüngste davon wurde nach einem Brand zum Hotel Zur Mühle (U Mlýna), heute Klepáč, umgebaut. Eine weitere wichtige Erwerbsquelle war der Abbau und Verarbeitung von Sandstein, der bis nach Dresden exportiert wurde.Die hiesigen Menschen bewältigten ihren Lebensunterhalt aber auch mit Schmuggel, (der Schmugglerweg ist schon seit dem Jahr 1492 bekannt). Geschmuggelt wurden Salz, Tabak, Leinen sowie weitere Waren. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Grenze schärfer bewacht. Im Jahr 1656 gab es in Herrnskretschen Nachweisen nach eine Station zur Kontrolle des Salzhandels, in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts dann eine Zollstation.
Eine besondere Bedeutung hatte die Einführung der Dampfschifffahrt, der erste Dampfer fuhr am 14.6.1838 durch Herrnskretschen. Die allgemeine industrielle Entwicklung im 19. Jahrhundert machte sich in Herrnskretschen nicht besonders bemerkbar. Das einzige industrielle Unternehmen war ein chemisches Werk zur Herstellung von Farben zum Färben von Schafwolle und Seide, früh wurde das Objekt zu einer Filiale eines Dresdner Unternehmens zur Herstellung von Zwirn für Nähmaschinen (in Betrieb bis 1945).
Im 19. Jahrhundert beginnt zunehmend die Entwicklung des Fremdenverkehrs in Herrnskretschen, gefördert vom Besitzer der Herrschaft Fürst Clary-Aldringen. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde der Weg aus Herrnskretschen zum Prebischtor ausgebaut, es entstanden Hotels, Pensionen und Gasthäuser. Im Jahr 1862 gründete hier Gustav Kreibich sein Unternehmen, welches sich unter anderem mit dem Verkauf von Fotografien und Ansichtskarten von Herrnskretschen befasste.
Im Jahr 1898 wurden die Klammen des Kamnitzbachs erschlossen. Im Jahr 1879 entstehen in Herrnskretschen und Hohenleipa Sektionen des Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz. Ihre Mitglieder beteiligten sich am Ausbau von Pfaden, Wegen, Aussichtspunkten, Geländern, Bänken, Brücken, aber auch an der Herausgabe von Werbe- und Informations-Druckerzeugnissen, sowie der Organisation unterschiedlicher Treffen.
In den Jahren 1786-87 wurde die Barockkirche des Hl. Johannes von Nepomuk erbaut, vor der eine Statue dessen Patrons aus dem Jahr 1756 aufgestellt ist. Die Kirche wurde angeblich an einem Gasthaus aus dem 16. Jahrhundert erbaut, welches später zum Hotel Deutsches Haus umgebaut wurde, und zwar auf einen Anreiz seitens des zukünftigen Herrschers Joseph II., der hier im Jahr 1779 eine Station auf seinem Weg von Tetschen (Děčín) machte. Das Hotel wurde nach dem Krieg umbenannt auf Český lev (Böhmischer Löwe) und um 1956 durch einen Brand vernichtet.
Viele in Deutschland nach dem Jahr 1933 getroffenen Maßnahmen hatten einen Rückgang gewerblicher Tätigkeiten in Herrnskretschen zur Folge. Die Clarys gehörten zu Anhängern von K. Henlein. Im Jahr 1939 wurde Herrnskretschen dem Reich angeschlossen und im ursprünglichen Textilwerk wurde eine Zweigstelle eines Flugzeugunternehmens aus Bremen eingerichtet. Für dessen Zwecke wurden Stollen in den Felsen errichtet.
Während des Krieges wurden am Hotel Herrnhaus eine Brücke über den Kamnitzbach sowie eine Verbindungsstraße zwischen Tetschen und Herrnskretschen erbaut. Zum Kriegsende lag der Ort auf der Strecke mehrerer Transporte von Häftlingen, die aus Konzentrationslagern evakuiert wurden.
Nach dem Krieg nahm der Fremdenverkehr ab, zu einer Belebung kam es erst nach der Rekonstruktion der Klammen im Jahr 1964. Die Besucherzahlen begonnen wieder zu steigen, mit einigen Schwankungen im Zusammenhang mit Katastrophen, durch die Herrnskretschen noch wiederholt betroffen wurde. Heute lebt Herrnskretschen wieder durch Fremdenverkehr. Mit dem benachbarten Deutschland verbinden die Gemeinde eine internationale Straße sowie eine Fähre.